Ehemalige Synagoge
Eine Pforte des Himmels – mitten im Ort.
Die Synagoge
Das den Louis-Lamm-Platz beherrschende Gebäude ist die ehemalige Synagoge. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in einer Blütezeit der jüdischen Gemeinde gebaut.
Ein verheerender Brand der alten Synagoge war der Auslöser, dass die jüdische Gemeinde sich zu einem Neubau ihres Gotteshauses entschloss. Im neomaurischen Stil wurde die Synagoge neu aufgebaut. Besonders prachtvoll war die Westfassade mit ihren Doppelfenstern und der großen Uhr ausgestaltet.
Mit dem Giebelaufsatz mit den 10-Gebote-Tafeln und der ehernen Schlange war die Synagoge das höchste Gebäude in der Gemeinde, höher als das Dach der in unmittelbarer Nähe befindlichen Pfarrkirche. Dies zeigt die Ebenbürtigkeit von jüdischer und christlicher Gemeinde im Ort.
Auch die überlieferten Berichte von der 50-Jahr-Feier des Bestehens der Synagoge im Jahr 1907 lassen die Bedeutung der jüdischen Gemeinde und das gute Einvernehmen von Christen und Juden erkennen.
Vieles wurde wieder sichtbar gemacht, aber es gibt immer noch unerschlossene Geheimnisse, an denen geforscht wird.
In der Synagoge gibt es einen „Raum für das Thema“, wo in einer variablen Ausstellung Objekte, Fotografien und Ansichten der ehemaligen Synagoge einen Eindruck des einst eindrucksvollen Gotteshauses geben.
Schändung und Umbau zu Schule
In der Reichspogromnacht 1938 wurde von einem Trupp SA-Leute die Synagoge geschändet, die Inneneinrichtung zerstört, Ritualien und Archiv wurden geraubt. Nur die dichte Bebauung verhinderte, dass sie angezündet wurde. Äußerlich blieb die Synagoge daher zunächst unversehrt.
Erst beim Umbau in eine Volksschule Anfang der 50er Jahre wurden alle Spuren getilgt, die darauf hingewiesen hätten, dass es sich bei dem Gebäude um eine ehemalige Synagoge handelt. Nichts mehr erinnerte an die frühere Bestimmung des Gebäudes. Die noch nicht zerstörten Synagogenfenster wurden ausgebaut, verkauft und dienen seither als Fenster in einer Scheune.
Erhalten blieben lediglich Bruchstücke des Giebelaufbaus, der Podest des siebenarmigen Leuchters, die Zeiger der Synagogenuhr, eine Ehrentafel der Gefallenen des 1.Weltkriegs und eine Gesetzestafel mit den zehn Geboten.
Eine Bauforschung hat ergeben, dass an Decke und Außenwänden in manchen Bereichen noch Spuren der einstigen Bemalung vorhanden sind und dass die früheren Maueröffnungen für Fenster und Portal noch rekonstruierbar sind.
DOKU Teil 2
In engem Zusammenhang mit der Geschichte der Synagoge zeigt der zweite Kurzfilm von Daniel Reichenberger und Johannes Haider das gute Neben- und Miteinander von jüdischer und christlicher Gemeinde in der zweiten Hälfte des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts auf.